Spirituelle Suche - geistiger Tiefgang


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Spirituelle Suche gestern und heute:
Was uns der Hl. Einsiedler Antonius aus der Wüste an Erfahrung lehren könnte

 

Das Leben des Hl.Antonius:
Ein spirituell Suchender

Antonius der Einsiedler war ein wohlhabender Christ in den ersten christlichen Jahrhunderten. Eines Tages hatte er das Empfinden, das gerade gehörte Wort Gottes aus dem vorgetragenen Evangelium sei direkt an ihn gerichtet. Man könnte sagen, er hatte eine spirituelle Erfahrung gemacht. Als Folge dieser Berufungserfahrung wurde er Mönch und Einsiedler in der Wüste. Das Besondere an ihm war jedoch, dass es zu seiner Zeit diese Möglichkeit, Mönch zu werden, noch gar nicht gab, weil er als Vater des Mönchtums diese Lebensweise der intensiven Gottsuche erst selbst entwickelt hatte. Man könnte ihn auch als Erfinder des Mönchtums nennen. Das, was er in seiner eben oft auch einsamen spirituellen Suche für sich entdeckt hatte, wurde später zu einer Bewegung, welche die Kirche erneuert hatte. Doch diese Bewertung zeigte sich erst im Laufe der Geschichte. Antonius war längst tot, als ihm und seiner Lebensweise die Geschichte Recht gegeben hatte. Die rein äusserlich gewählte Lebensform als Einsiedler in der Wüste war nur eine äußere Entsprechung für seinen spirituellen Weg, den er ganz allein für sich - auch gegen Widerstand - gesucht und gefunden hatte.

Mehr Fragen als Antworten - Seine Versuchungen

Antonius hatte wohl mehr Fragen als Antworten. Es ist von vielen Versuchungen die Rede, welche ihn in der Wüste überkommen sind. Man kann dabei jetzt an alle möglichen klassischen Themen denken, die uns zu diesem Begriff einfallen. Einen großen Raum hatte in ihm wohl aber immer wieder die Frage eingenommen: Ist mein Weg, den ich gehe, wirklich richtig. Die damalige christliche Welt betrachtete ihn als Aussenseiter. Das braucht aber eine sehr große innere Stärke, wenn man sich nicht von dem beeinflussen lässt, was die Mehrheit denkt und tut.

Kritisch überlegt und quer durchdacht

Kritisches Denken möchte fast jeder für sich in Anspruch nehmen. In den allermeisten Fällen der Gegenwart treffen wir aber auf "pseudokritisches Denken". Die wenigsten der sogenannten "kritischen Menschen" entwickeln wirklich eigenständige und neue Gedanken, die auch Elemente des Querdenkens aufweisen, indem ihre Überlegungen auch eine Alternative zu dem bieten, was alle sagen. Eine andere Spielart des als kritisch bezeichneten Denkens besteht darin, dass man eine festgefahrene Meinung hat und gegen Menschen oder Ansichten eine innere Gegnerschaft entwickelt, die man mehr oder minder stark und häufig zum Ausdruck bringt. Dabei wird das Argument des Gegeners nicht einmal richtig angehört und tiefer gehend durchdacht. Recht oft wird im allgemeinen Wortgebrauch "kritisches Denken" für ein Tun verwendet, das man besser als ablehnend-aggressive Gegnerschaft bezeichnen müsste. Antonius stand in seinem kritischen Denken massiv im Gegensatz zur damaligen Gesellschaft. Er hatte aber nicht in erster Linie die Menschen mit seinen Einsichten konfrontiert und ihnen den rechten Weg "gepredigt", sondern ist in erster Linie selber diesen für sich erkannten rechten Weg gegangen. Echt kritisches Denken analysiert nicht nur die Gedanken des Gegenübers und zeigt diesem Fehler auf, nein, es unterzieht zunächst einmal das eigene Denken einer Überprüfung auf die Richtigkeit. Wie viel Zeit und Energie aber wenden Sie auf, um das eigene Denken kritisch zu überprüfen? Es wäre gut möglich, dass in dem, wo Sie sich als kritischer Geist einschätzen ein größerer Teil der Kritik einfach von der Mehrheit und den Medien übernommen worden ist. Ob daran etwas Wahres ist, können natürlich nur Sie selber für sich herausfinden. Gegebenenfalls sind wirklich kritisch denkende Menschen, die auch Querdenker sind, eine Hilfe für diese Reflexion. Eines ist klar: Wenn Sie tragfähige Antworten wollen, bleibt es Ihnen nicht erspart, dass Sie lange Zeit, wenn nicht ein Leben, lang ein Suchender/eine Suchende bleiben.

Pfarrer Dipl.Soz.Päd. Mag. Franz Trinkfaß, röm.kath. Pfarrer in Gmunden Ort, A-4810 Gmunden,
Miller von Aichholz-Str. 25, Tel.: 07612/64271; E-Mail : franz.trinkfass@dioezese-linz.at