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Franz Trinkfaß: Auferstehung
in Öl, Wels 2007

Franz Trinkfaß: Erlösung am Kreuz
in Öl, Wels 2007

Franz Trinkfaß: Menschwerdung
in Öl, Wels 2007

 

 

 

Genau Hinsehen:
Jeder Mensch lebt in der Gefahr, das, was er nicht gleich versteht, abzulehnen. Vieles unserer katholischen Tradition wurde so verworfen!

Verwerfungen in der Verständnisfrage um die Hl. Eucharistie

Brennpunkt der Auseinandersetzungen zwischen Tradition und Moderne in der Kirche der Gegenwart ist das höchste Gut unseres Glaubens: Die Gegenwart Jesu in der Eucharistie. Es lässt sich nicht überprüfen, wie Jesus die Aussagen vom letzten Abendmahl ganz konkret gemeint hat. Es lässt sich auch nicht endgültig erklären, wie die Gegenwart Jesu in der Hl. Eucharistie zu verstehen ist, schon gar nicht naturwissenschaftlich. Dies drückte die Tradition lange dadurch aus, dass wir Rituale und Symbole der Ehrfurcht entwickelt haben, um uns die Größe dieser geheimnisvollen Gegenwart Jesu vor Augen zu halten. Als Eingeständnis des "Nicht-Verstehbaren", hat sich das Zeichen der Kniebeuge entwickelt, das sehr aussagekräftig ist. Natürlich kann man aus moderner Sicht auch mit einer gewissen Berechtigung anfragen, ob Gott dies nötig hat, dass wir demütig vor ihm knieen, wie es ind er Geschichte weltliche Herrscher verlangt haben. Aus dieser Sichtweise gibt es genügend logische Gründe, dagegen Sturm zu laufen und vieles aus der Tradition als "entmündigenden mittelalterlichen Glauben" zu verwerfen. Doch ich frage mich, ob es dem Menschen unserer Tage, der so oft seine Grenzen der Machbarkeit übersieht, nicht gerade heilsam gut tun würde, vor manchem einfach respektvoll "die Knie zu beugen", um der Selbstüberschätzung etwas entgegenzuwirken.

Es ist ein wunderbarer Zugang, den das Konzil wieder in die Mitte gestellt hat, dass die Eucharistie ein Mahl ist und das Teilen des Brotes einen heiligen Vorgang spiegelt, in dem uns Jesus nahe kommt. Es gibt aber weiterhin auch die nie abgeschaffte Dimension, dass wir uns in der Eucharistie in geistiger Weise mitten in das zeitlose Geschehen von Jesu Tod und Auferstehung hineinstellen können. In sein erlösendes Opfer können auch wir unsere Opfer des Lebens hineinlegen und von ihm in der Wandlung transformieren lassen.

Theologen/innen können theoretisch das Opfer abschaffen. Das Leben der Menschen wird aber immer wieder Herausforderungen bringen, die wir nur als Opfer im Sinne einer Anstrengung um ein positives Ziel zu erreichen, das dem Leben dient, auf uns nehmen. Andere Heilslehren wagen es viel offener, auch Anforderungen an die Entwicklung der Persönlichkeit zu stellen, als unsere moderne Pastoral. Es ist nicht ganz ohne Grund, dass sich Getaufte dann dorthin wenden, wenn das Christentum das nicht mehr anzubieten wagt, was es aus der eigenen Tradition bisher immer getan hatte. Der Glaube an eine reale Gegenwart Jesu in der Hl. Kommunion bietet einen noch tieferen Zugang als die "reine Erinnerung" an das, was Jesus beim Abendmahl getan hatte. Man muss beide Zugänge erschließen, ohne den anderen wegzulassen. Das steht tatsächlich in den Konzilstexten, nirgendwo aber finden sich die Ablöse der Realpräsenz oder der Opfertheologie!

Mein positiver Zugang zu Tradition und Geschichte

Vermutlich habe ich mir durch meinen grundsätzlich positiven Zugang zu Tradition und Geschichte schon öfters das Etikett "konservativ" zugezogen. Meine Einstellung zur Tradition lässt sich in zwei Polen recht deutlich aufzeigen: (1) Etwas damit zu begründen, weil es aus der guten Tradition stammt, die nicht verändert werden darf, zählt für mich nicht allzuviel. Als Argument in einem gegensätzlichen Gespräch, finde ich den Hinweis, dass es der Lehre der Kirche entspricht, nicht als besonders schlagkräftig, weil dazu die Voraussetzung notwendig ist, dass man das kirchliche Lehramt entsprechend als Autorität anerkennt. Dies ist aber in sehr wenigen Fällen noch anerkannt. Wobei es auch nicht wenige gibt, die ihre rein subjektive Vorliebe damit als unwiderlegbar untermauern, wenn Gegensätze auftreten. So wird in schwierigen Gesprächen sicher keine sachliche Lösung möglich sein. (2) Andererseits widersrebt es mir, wenn die Tradition oder die Lehre der Kriche pauschal als unrelevant hingestellt werden und man sich nicht einmal die Mühe macht, zu verstehen, warum etwas zur Lehre gemacht worden ist. Es wird vieles an Traditionen und nicht auf den ersten Blick Verständlichen, aber sehr Kostbaren und Tiefsinnigen verworfen, ohne es je kennengelernt zu haben. Es kommt aber eindeutig zu einer Verflachung der christlichen Spiritualität und der Lehre Jesu selber, wenn man alles beiseite lässt, was der religiös nicht besonders interessierten Mehrheit nicht verständlich ist.

Vorsicht in der Ablehnung dessen, was man nicht versteht

Ich denke hier an das Wort Jesu: Der Baustein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Ich befürchte, dass wir in der gegenwärtigen Pastoral vieles vorschnell verworfen haben, um den Gläubigen entgegenzukommen. Damit haben wir aber keine echte innere Erneuerung geschaffen, sondern eine Verflachung. Wir dürfen uns nicht wundern, wenn spirituell anspruchsvollere Menschen bei den östlichen Religionen und in der Esoterik Zuflucht nehmen. Dort werden nämlich die Themen oft viel eindeutiger besprochen: z.B. Tod, Leben nach dem Tod, Läuterung, Transformation der Persönlichkeit (christlich Opfer) usw. Gerade der Blick auf die Geschichte in ihren kritischen und turbulenten Phasen, wo sie dann doch immer wieder zu einer Erneuerung gefunden hatte, könnte uns vieles lehren. Die konkreten Inhalte sind wohl in jeder Epoche anders gelegen. Die gruppendynamische Seite jedoch verläuft in ähnlichen Mustern ab, wie sie in der Gegenwart zu erkennen sind. Jede konkret Gegenwart hat seine gewissen Vorzüge in ihrer Denkweise, aber auch eine Blindheit für einen bestimmten Bereich. Gerade die jüngere Geschichte müsste uns doch lehren, dass eine relativ uninformierte Masse leicht zu manipulieren ist und sogar demokratisch völlig legal eine Unheilssituation herbeiführen kann. Daher hat die Demokratie in spirituellen Fragen schon gewaltige Grenzen. Die große Masse, welche wenig spirituelle Erfahrung hat, welche am regelmäßigen kirchlichen Leben überhaupt nicht mehr teilnimmt, hat plötzlich so viel Gewicht in der Diskussion um religiöse und innerkirchliche Themen. Da drängt sich mir geradezu die Frage auf, ob diese öffentliche Meinung in religösen Kernfragen so gewichtig sein darf . Die Pastoral ist hier meiner Ansicht nach oftmals aus Rücksichtnahme gegenüber der Abhängigkeit vom Kirchenbeitrag eine Gefangene in seinem Handeln . Das dürfte ein echtes Dilemma sein.

Pfarre Gmunden Ort
Homepage unserer Pfarre:

http://www.dioezese-linz.at/pfarren/gmunden-ort/

 

Pfarrer Dipl.Soz.Päd. Mag. Franz Trinkfaß, röm.kath. Pfarrer in Gmunden Ort, A-4810 Gmunden,
Miller von Aichholz-Str. 25, Tel.: 07612/64271. E-Mail : franz.trinkfass@dioezese-linz.at