Verwerfungen
in der Verständnisfrage um die Hl. Eucharistie
Brennpunkt
der Auseinandersetzungen zwischen Tradition und Moderne in der Kirche
der Gegenwart ist das höchste Gut unseres Glaubens: Die Gegenwart
Jesu in der Eucharistie. Es lässt sich nicht überprüfen,
wie Jesus die Aussagen vom letzten Abendmahl ganz konkret gemeint
hat. Es lässt sich auch nicht endgültig erklären,
wie die Gegenwart Jesu in der Hl. Eucharistie zu verstehen ist,
schon gar nicht naturwissenschaftlich. Dies drückte die Tradition
lange dadurch aus, dass wir Rituale und Symbole der Ehrfurcht entwickelt
haben, um uns die Größe dieser geheimnisvollen Gegenwart
Jesu vor Augen zu halten. Als Eingeständnis des "Nicht-Verstehbaren",
hat sich das Zeichen der Kniebeuge entwickelt, das sehr aussagekräftig
ist. Natürlich kann man aus moderner Sicht auch mit einer gewissen
Berechtigung anfragen, ob Gott dies nötig hat, dass wir demütig
vor ihm knieen, wie es ind er Geschichte weltliche Herrscher verlangt
haben. Aus dieser Sichtweise gibt es genügend logische Gründe,
dagegen Sturm zu laufen und vieles aus der Tradition als "entmündigenden
mittelalterlichen Glauben" zu verwerfen. Doch ich frage mich,
ob es dem Menschen unserer Tage, der so oft seine Grenzen der Machbarkeit
übersieht, nicht gerade heilsam gut tun würde, vor manchem
einfach respektvoll "die Knie zu beugen", um der Selbstüberschätzung
etwas entgegenzuwirken.
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Es
ist ein wunderbarer Zugang, den das Konzil wieder in die
Mitte gestellt hat, dass die Eucharistie ein Mahl ist und
das Teilen des Brotes einen heiligen Vorgang spiegelt, in
dem uns Jesus nahe kommt. Es gibt aber weiterhin auch die
nie abgeschaffte Dimension, dass wir uns in der Eucharistie
in geistiger Weise mitten in das zeitlose Geschehen von
Jesu Tod und Auferstehung hineinstellen können. In
sein erlösendes Opfer können auch wir unsere Opfer
des Lebens hineinlegen und von ihm in der Wandlung transformieren
lassen.
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Theologen/innen können
theoretisch das Opfer abschaffen. Das Leben der Menschen wird aber
immer wieder Herausforderungen bringen, die wir nur als Opfer im
Sinne einer Anstrengung um ein positives Ziel zu erreichen, das
dem Leben dient, auf uns nehmen. Andere Heilslehren wagen es viel
offener, auch Anforderungen an die Entwicklung der Persönlichkeit
zu stellen, als unsere moderne Pastoral. Es ist nicht ganz ohne
Grund, dass sich Getaufte dann dorthin wenden, wenn das Christentum
das nicht mehr anzubieten wagt, was es aus der eigenen Tradition
bisher immer getan hatte. Der Glaube an eine reale Gegenwart Jesu
in der Hl. Kommunion bietet einen noch tieferen Zugang als die "reine
Erinnerung" an das, was Jesus beim Abendmahl getan hatte. Man
muss beide Zugänge erschließen, ohne den anderen wegzulassen.
Das steht tatsächlich in den Konzilstexten, nirgendwo aber
finden sich die Ablöse der Realpräsenz oder der Opfertheologie!
Mein
positiver Zugang zu Tradition und Geschichte
Vermutlich habe ich mir
durch meinen grundsätzlich positiven Zugang zu Tradition und
Geschichte schon öfters das Etikett "konservativ"
zugezogen. Meine Einstellung zur Tradition lässt sich in zwei
Polen recht deutlich aufzeigen: (1) Etwas damit zu begründen,
weil es aus der guten Tradition stammt, die nicht verändert
werden darf, zählt für mich nicht allzuviel. Als Argument
in einem gegensätzlichen Gespräch, finde ich den Hinweis,
dass es der Lehre der Kirche entspricht, nicht als besonders schlagkräftig,
weil dazu die Voraussetzung notwendig ist, dass man das kirchliche
Lehramt entsprechend als Autorität anerkennt. Dies ist aber
in sehr wenigen Fällen noch anerkannt. Wobei es auch nicht
wenige gibt, die ihre rein subjektive Vorliebe damit als unwiderlegbar
untermauern, wenn Gegensätze auftreten. So wird in schwierigen
Gesprächen sicher keine sachliche Lösung möglich
sein. (2) Andererseits widersrebt es mir, wenn die Tradition oder
die Lehre der Kriche pauschal als unrelevant hingestellt werden
und man sich nicht einmal die Mühe macht, zu verstehen, warum
etwas zur Lehre gemacht worden ist. Es wird vieles an Traditionen
und nicht auf den ersten Blick Verständlichen, aber sehr Kostbaren
und Tiefsinnigen verworfen, ohne es je kennengelernt zu haben. Es
kommt aber eindeutig zu einer Verflachung der christlichen Spiritualität
und der Lehre Jesu selber, wenn man alles beiseite lässt, was
der religiös nicht besonders interessierten Mehrheit nicht
verständlich ist.
Vorsicht
in der Ablehnung dessen, was man nicht
versteht
Ich denke hier an das
Wort Jesu: Der Baustein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum
Eckstein geworden. Ich befürchte, dass wir in der gegenwärtigen
Pastoral vieles vorschnell verworfen haben, um den Gläubigen
entgegenzukommen. Damit haben wir aber keine echte innere Erneuerung
geschaffen, sondern eine Verflachung. Wir dürfen uns nicht
wundern, wenn spirituell anspruchsvollere Menschen bei den östlichen
Religionen und in der Esoterik Zuflucht nehmen. Dort werden nämlich
die Themen oft viel eindeutiger besprochen: z.B. Tod, Leben nach
dem Tod, Läuterung, Transformation der Persönlichkeit
(christlich Opfer) usw. Gerade der Blick auf die Geschichte in ihren
kritischen und turbulenten Phasen, wo sie dann doch immer wieder
zu einer Erneuerung gefunden hatte, könnte uns vieles lehren.
Die konkreten Inhalte sind wohl in jeder Epoche anders gelegen.
Die gruppendynamische Seite jedoch verläuft in ähnlichen
Mustern ab, wie sie in der Gegenwart zu erkennen sind. Jede konkret
Gegenwart hat seine gewissen Vorzüge in ihrer Denkweise, aber
auch eine Blindheit für einen bestimmten Bereich. Gerade die
jüngere Geschichte müsste uns doch lehren, dass eine relativ
uninformierte Masse leicht zu manipulieren ist und sogar demokratisch
völlig legal eine Unheilssituation herbeiführen kann.
Daher hat die Demokratie in spirituellen Fragen schon gewaltige
Grenzen. Die große Masse, welche wenig spirituelle Erfahrung
hat, welche am regelmäßigen kirchlichen Leben überhaupt
nicht mehr teilnimmt, hat plötzlich so viel Gewicht in der
Diskussion um religiöse und innerkirchliche Themen. Da drängt
sich mir geradezu die Frage auf, ob diese öffentliche Meinung
in religösen Kernfragen so gewichtig sein darf . Die Pastoral
ist hier meiner Ansicht nach oftmals aus Rücksichtnahme gegenüber
der Abhängigkeit vom Kirchenbeitrag eine Gefangene in seinem
Handeln . Das dürfte ein echtes Dilemma sein.
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